Vielen Kirchen geht es nicht gut. Besonders schlecht dran aber ist die röm.-kath. Kirche derzeit. Sei es wegen eigener Fehler leitender Mitarbeitender (Bericht zu sexualisierter Gewalt erstmal nicht veröffentlicht…) sei es, weil Entscheidungen der Leitenden bei der Basis, dem »Kirchenvolk«, nicht gut ankommen (wie die klare Ablehnung aus Rom bezüglich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare).
Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler, weil es sich um Menschen handelt. Hundert Jahre später lassen sich die Fehler und die positiven Entscheidungen verhältnismäßig leicht voneinander trennen, aber: Geschichte wird nach hinten analysiert und in der Gegenwart nach vorne gemacht. – Unglücklich finde ich eine Haltung der Freude oder des Triumphes, wenn es anderen schlecht geht. Selbst dann, wenn ich selbst kein Christ wäre, wäre es kein Grund zur Freude, wenn es anderen (auch Strukturen oder Organisationen) schlecht geht.
Mitgefühl lernt man gewöhnlich als Kind. Wettbewerb ist gut, aber bitte fair. Aus guten Gründen bin ich weder röm.-kath. noch Moslem oder Hindu, und doch: Ich freue mich, wenn es denen gut geht. – Ich leide mit, wenn ich sehe, wie die sich institutionell selbst beschädigen. Grundsätzlich wünsche ich den anderen das Beste. Vielleicht ist das eine Folge meiner Kinderstube.
Der andere Mensch ist mir wichtiger als eine Meinungsverschiedenheit oder gar »Feindschaft« in der Sache. Wenn die Humanistische Union Hilfe braucht, dann helfe ich, wenn ich kann. Nicht, weil ich so viel für Konfessionslosigkeit übrig hätte, sondern weil ich sehe: Jemand braucht meine Hilfe. Auch im Wettkampf möchte ich fair werben für meine Sicht und nicht anderen Stöcke zwischen die Beine werfen und sie foulen.
Im Diskurs erlebe ich immer mehr das Gegenteil. – Wenn ich etwas weiter darüber nachdenke, warum ich das so sehe, dann komme ich dahin, dass ich alle, gleich, was sie glauben usw., für Gottes geliebte Kinder halte. Wenn das so ist, dann muss kann ich werben für meine Sicht der Dinge, indem ich die, die es anders sehen, liebevoll begegne, und das ist mindestens eine gewichtige Stufe mehr als nur respektvoll.
Ein Freund ist als Missionar in Nordafrika. Bei allem Tun und Bemühen geht es ihm darum, die Menschen, mit denen er umgeht, zu lieben. Ihnen so etwas von Gottes Wesen zu zeigen. Wenn sie aber nicht bis zu Gott denken, dann sehen sie dennoch, wie liebevoll er ihnen begegnet.
Mich erschreckt es teils, wie im politischen Diskurs die Menschen miteinander umgehen, reden und streiten: So geht das m.E. nicht, schon gar nicht, wenn ich ein »C« im Parteinamen führe. Es beschädigt den anderen und fällt aufs »C« zurück.
Böhmermanns Schmähgedicht und Danger Dans »Alles von der Kunstfreiheit gedeckt« halte ich für schlechte Beispiele, wie manche versuchen, die Grenzen des Persönlichkeitsrechts auszuloten. Auch dann, wenn ich kein Fan derer bin, die dort angegangen werden: Muss man so etwas machen oder nur versuchen? Braucht es das, dass wir einander Gewalt androhen, vor Gerichte ziehen, als Nazi bezeichnen oder als Verschwörungstheoretiker? Ich denke eher, dass es eine andere Art und Weise des Umgangs braucht, eine Kultur der Achtsamkeit, auch im Widerspruch.
Wie wir gestrickt sind, das zeigt sich besonders dann, wenn wir mit anderen, widersprechenden Meinungen und Menschen umgehen. Da können wir etwas bewegen zum Besseren. Das setzt aber voraus, dass wir das wollen.
Ich finde, dass Karfreitag ein guter Tag ist, darüber nachzudenken, warum Sympathie, Mitgefühl und Achtsamkeit vielleicht die langfristig wirksameren Mittel sind als Triumphalismus.
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