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postmodern?!

zu Der Begriff der »Post­mo­der­ne« ist lei­der eini­ger­ma­ßen aus­ge­lei­ert. Alles und nichts wird so bezeich­net. Mal meint jemand eine lite­ra­ri­sche oder archi­tek­to­ni­sche Epo­che – oder möch­te bloß sagen, dass etwas (was auch immer) anders ist als zuvor.

Es geht um eine Posi­ti­on zwi­schen Skyl­la und Cha­ryb­dis, zwi­schen Natu­ra­lis­mus einer­seits, einer schlich­ten Annah­me, dass die Welt eben so sei, und einem sich selbst ver­zet­teln­den Kul­tur­re­la­tivs­mus ande­rer­seits, so mit Rai­ner Lan­ge (»Zwi­schen Skyl­la und Cha­ryb­dis?« in Hartmann/Janich »Die Kul­tu­ra­lis­ti­sche Wen­de«, Frank­furt (stw) 1998, S.23ff).

Wenn Natu­ra­lis­ten anneh­men, dass die Welt eben so sei, beto­nen ande­re, die Non-Natu­ra­lis­ten, etwa die Kul­tu­ra­lis­ten, dass sie eben kein »Natur­pro­dukt« sei, son­dern sich so dar­stel­le, wie wir das in unse­rer Kul­tur, unse­rer Spra­che, unse­rer gelenk­ten Beob­ach­tung in den Blick neh­men — und auch in Gebrauch.

Wenn jemand unter »post­mo­dern« ver­steht, dass alles mög­lich sei, dass alles sub­jek­tiv und belie­big zu set­zen sei, dann geht das am Ziel eben­so völ­lig vor­bei: Die einen mei­nen, gar nichts mehr anneh­men und aus­sa­gen zu kön­nen. Die ande­ren, die Natu­ra­lis­ten, die gewöhn­lich anneh­men, dass es die Welt so gäbe, sind gewöhn­lich auch dar­an inter­es­siert, dass die »Wahr­heit« einer Aus­sa­ge eben in der Über­ein­stim­mung zwi­schen Aus­sa­ge und Welt begrün­det sei. Sach­ver­hal­te kön­nen aber nicht »wahr« oder »falsch« sein.

Anders gesagt: Die Hin­wen­dung zu dem, was Men­schen im Dia­log tun, hilft, zahl­rei­che »Schein­pro­ble­me« zu erken­nen und die­se nicht mehr als Hin­der­nis im Wege zu haben. Das Weg­las­sen der Fra­ge nach einer Wirk­lich­keit oder Welt (und wie sie beschaf­fen ist…) erlaubt einen Dia­log, der sich um das beküm­mert, was im Dia­log wich­tig ist: Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de zu erken­nen und zu benen­nen — und die Unter­schie­de rela­tiv zu den Annah­men zu redu­zie­ren. Besteht hier Kon­sens, soll­te auch in den Fol­ge­run­gen ein sol­cher her­stell­bar sein. Wenn nicht, ist zumin­dest klar, wor­in das begrün­det liegt.

Nicht alle ver­ste­hen dies unter »post­mo­dern«, und wenn es in Rich­tung eines völ­li­gen Kul­tur­re­la­ti­vis­mus führt, dann führt es den Dia­log ad absur­dum. Das kann man nicht wol­len. Bloß weil wir aber mit­ein­an­der über etwas reden, muss die Welt noch nicht so sein, wie wir viel­leicht gera­de den­ken. – Zumal nicht für Drit­te, die viel­leicht ande­re Annah­men machen.

Ja, hier ste­he ich in der Tra­di­ti­on des metho­di­schen Kon­struk­ti­vis­mus und beson­ders der Fort­schrei­bung des Metho­di­schen Kul­tu­ra­lis­mus der Mar­bur­ger Schu­le von Dirk Hart­mann und Peter Janich. Und: Ich sehe, dass Fra­gen zwi­schen kon­kre­ten Men­schen mit ihren jewei­li­gen kul­tu­rel­len und den­ke­ri­schen Hin­ter­grün­den entstehen.

1. Ziel

gelingender Dialog

Apos­tel­ge­schich­te 19,32 (der Auf­stand des Deme­tri­us) macht es deut­lich: »Dort schrien die einen dies, die andern das, und die Ver­samm­lung war in Ver­wir­rung, und die meis­ten wuss­ten nicht, war­um sie zusam­men­ge­kom­men waren.« – Das ist lei­der oft in Kir­che, Gemein­de, Haus­kreis etc. so.

Hier geht es um ein Ver­fah­ren, den Dia­log zu ver­sach­li­chen und inso­fern zu optimieren.

je konkreter, desto länger die Freundschaft

es geht um uns, nicht um die Welt!

unser Verstehen und Denken sind kulturelle Praxen

2. Ziel

versachlichen…

Wenn es zu Streit kommt, dann geht es nicht mehr um »Dei­ne fal­sche Welt­sicht«, son­dern dar­um, ob mei­ne Schlüs­se aus angeb­ba­ren Annah­men gül­tig sind.

Wahr ist, was nicht sieg­haft wider­legt wer­den kann. – Das ent­spannt ungemein.

gleiche Regeln für alle

»herrschaftsfreier« Dialog bzw. Diskurs

was soll bei uns gelten?

3. Ziel

Kriterien…

Was gel­ten soll, das ist rela­tiv zu den geteil­ten Annah­men zu defi­nie­ren. Wenn in einer bestimm­ten Kir­che oder Gemein­de das Bekennt­nis die­ser Kir­che und die Bibel als Maß­stab abzep­tiert sind, so bedarf es noch immer eines gerüt­tel­ten Maßes an Seman­tik und Semio­tik, an Her­me­neu­tik usw., um auf Grund­la­ge der Tex­te argu­men­tie­ren zu kön­nen. – Aber: Es ist kei­nes­wegs alles belie­big oder abhän­gig vom »Emp­fin­den« je Einzelner.

explizite Annahmen/Grundlagen

es gibt »Grenzen der Interpretation«

keine eindeutige Bedeutung, aber nicht alles ist möglich

4. Ziel

Pragmatismus…

statt »Wahr­heit«. Wenn unser Mit­ein­an­der und unse­re Bezie­hung zu Gott gelin­gen, dann reicht das. Wir brau­chen kei­ne Onto­lo­gie. Ich behaup­te, dass die Bedin­gung für gelin­gen­den Dia­log (neben den Regeln) dar­in liegt, dass wir in der Nach­fol­ge des sel­ben Herrn leben. – Das ist eine star­ke gemein­sa­me Grundannahme.

Wenn es den­noch Streit gibt, dann sicher auch, weil (auch Christen-)Menschen ver­schie­den sind und ent­spre­chen­de Bedürf­nis­se und Wün­sche haben. Auch Nach­fol­ge ist kul­tu­rell geprägt. In unse­re Art und Wei­se zu glau­ben (Klaus Wink­ler sprach vom »per­sön­lich­keits­spe­zi­fi­schen Cre­do«) ist geprägt durch unse­re Geschich­te, unse­re Erzie­hung und unse­re Persönlichkeit.

Wenn das Mit­ein­an­der den­noch gelingt, ist das einer­seits ein Geschenk, ande­rer­seits mög­li­cher­wei­se har­te Dia­log­ar­beit. – Bei­des ist gut, denn es ver­hilft uns zu Gemein­schaft, deren wir m.E. bedürfen.

Artikel »postmodern«

Gemeinschaft, Gemeinde, Kirche – Ekklesia

im Neu­en Tes­ta­ment Der Begriff ist nicht ein­fach: Ekkle­sia. Die »Her­aus­ge­ru­fe­nen«, die »Beru­fe­nen«, so wört­lich. Im grie­chi­schen Neu­en Tes­ta­ment steht dies Wort glei­cher­ma­ßen, wenn es sich um eine Haus­ge­mein­de han­delt, die etwa am Schluss eines Pau­lus­brie­fes gegrüßt…

Sprachfähigkeit gewinnen vom Glauben…

Neu­lich las ich zum zwei­ten Mal aus einem äuße­ren Anlass Tobi­as Faix’ »Gene­ra­ti­on Lob­preis« und dach­te drü­ber nach, wie es der Gene­ra­ti­on Y, respek­ti­ve den so genann­ten »Hoch­re­li­giö­sen« aus die­ser Alters­grup­pe, gelin­gen kann, sprach­fä­hig zu wer­den. Sprach­fä­hig von und…

Gemeinde oder Netz?

Klar ist: Gemein­de ist ein Modell der geleb­ten Nach­fol­ge. Eben­so deut­lich ist: Die­ses Modell passt nicht für alle. Eini­ge waren schon immer Ein­sied­ler. Ande­re mer­ken, dass sie sich ver­bie­gen müss­ten, wenn sie sich mit ande­ren in Gemein­de arran­gie­ren müss­ten. Also…

Das Vereinsmodell von Gemeinde kommt an sein Ende

Lan­ge – rund 150 Jah­re lang – funk­tio­nier­ten Gemein­den nun als Ver­ei­ne. Mit Vor­stand, mit Kas­sen­füh­rung usw. Man traf sich zum Ver­eins­zweck: Got­tes­diens­te, Andach­ten usw., betrieb Jugend­ar­beit (so wie jeder Sport­ver­ein oder jede Orts­feu­er­wehr) und schau­te, dass die…