Kulturellen Unterschiede machen sich an Sprache fest. Man muss nicht alles geschlechtsneutral formulieren. Aber: Das ist ein Zeichen dafür, wie wir denken.
Der Begriff des »missionarischen« richtet sich auf zweierlei:
- auf die Frage, ob’s Gegenüber in den Himmel kommt und
- auf mein Tun, damit das eintreten möge.
Missionarisch, das klingt mühsam und bemüht. Uns bleibt ja keine Wahl, wenn wir die anderen retten wollen. Wir müssen dieses oder jenes tun. Alles hängt an uns.
Was mir aus der Fresh Expressions-Bewegung sympathisch ist, das ist unter anderem der Begriff des »missionalen« Handelns. Damit ist gemeint, dass Mission in jedem Fall ein Tun Gottes ist. Er sendet, er schickt die Menschen und vor allem seinen Geist, ohne den gar nichts geht an Heilshandeln.
Ein missionaler Lebensstil ist eher natürlich und authentisch als bemüht. Es geht um das, was heute dran ist. Gesandte sind wir jederzeit. Beim Einkauf an der Supermarktkasse gleichermaßen wie im Gottesdienst, in der Familie ebenso wie bei der Arbeit oder dann, wenn wir die Steuererklärung vorbereiten.
Es geht weniger darum, dass ich den anderen retten muss, das klingt anmaßend und vermessen. Vielmehr darf ich mitwirken an Gottes Plan für seine Welt und seine Menschen.
Das missionale Tun beschreibt und bezieht sich auf meine Nachfolge, insofern aufs Diesseits. Dass es anderen dient, setze ich voraus.
Einige in der Fresh Expressions Bewegung denken vom Begriff des missionalen Handelns viele Themen klassischer Dogmatik und Ethik neu. Wie bei wissenschaftlicher Beschäftigung mit etwas üblich: Das kann vor tragischen Fehlern bewahren, aber es ist eher eine Meta-Handlung, liegt daher auf der nächst höheren Ebene. Das ist mitunter erforderlich, aber es ist nicht das Eigentliche.
Sympathisch finde ich, dass die, die lieber missional als missionarisch schreiben und das im oben genannten Sinn meinen, betonen, dass alle Mission »Missio Dei«, Sendung Gottes ist. Er ist es, der sendet. Hier, heute, jetzt.
Mir fällt der alte Diplomaten-Witz ein: Beim Begleitprogramm sprechen Diplomaten-Gattinnen über die Schwierigkeiten der deutschen Sprache. Eine sagt: »Für alles mögliche gibt es mehrere Begriffe, die das gleiche bedeuten.« Sie nennt »schicken« und »senden« als Beispiele. – Eine andere kontert: »Naja, so ganz das selbe bedeuten die Begriffe nicht. Ihr Mann, zum Beispiel, ist zwar ein Gesandter, aber kein geschickter.« – Ob die erste das gleich verstanden hat oder sich später hat erklären lassen müssen, weiß ich nicht. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass Nachfolge die Sendung einschließt.
In vielen klassischen Gemeindeformen dreht sich das meiste um die, die da sind. Klar, denn die könnten wegbleiben. Die könnten an den Kirchenvorstand oder an die Superintendentin einen Brief mit Beschwerden schreiben.
Missional bedeutet, dass es sich um die anderen drehen muss! Dass es unmöglich ist, die, die fehlen, nicht als Mangel zu empfinden. Aber nicht, weil es um Striche auf der missionarischen Abschussliste geht, sondern weil die Menschen Gott wichtig sind – und daher mir und uns.
Es bleibt dabei: Mission ist missio dei – und Nachfolge ist nicht weniger als es mehr und mehr ebenso zu sehen wie Gott.
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