Seit dem 1. Juni 2022 bin ich kein Glied einer Kirche oder Religionsgemeinschaft mehr. Bin ich deshalb »konfessionslos«? Nein, das bin ich keineswegs, denn ich bin und bleibe Christ. Ich bin und bleibe, hinsichtlich meiner Form, diesen Glauben zu leben, sogar Methodist, wenngleich eben nicht mehr als Kirchenglied der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Wesley selbst, einer der Begründer der methodistischen Bewegung, ist dabei sicher auf meiner Seite: Er war ja Glied und Priester der anglikanischen Kirche, gerade und auch als Methodist. Dies ist ja vor allem eine Art und Weise, die eigene Nachfolge zu leben, die auf die Heiligung ausgerichtet ist. Dabei helfen Hauskreise, kleine Gruppen usw. – Hierin finde ich mich auf jeden Fall wieder.
Aber eben nicht mehr in der Kirchenordnung der EmK und auch nicht in manchen der hier gelebten Praxen. Manches halte ich für falsch, kann es aber nicht ändern.
Love it, Chance it, Leave it… – In meinem Fall wählte ich die dritte Option, denn ich nehme an manchem Anstoß, kann es nicht ändern (das nämlich hieße, sehr dicke Bretter zu bohren) – und also habe ich die EmK verlassen als Kirchenglied. In meiner Gemeinde bin ich als Freund weiter aktiv.
Das ist mir ein sehr sympathischer Status, den es so nicht in vielen Kirchen gibt. Er folgt m.E. stringent aus der Trennung von Taufe und Gliedschaft, auch das ist mir sympathisch. Dass ich Christ bin und Nachfolge wie Heiligung methodisch angehe, das ist das eine. Es bedingt aber keine Zugehörigkeit in oder zu einer Kirche. – Außer zur Kirche Jesu Christi als der Gemeinschaft der Heiligen, wie es im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt.
Für mich sind die Hauskreise außerordentlich wichtig bis unverzichtbar. Da nämlich geht es konkret um gelebten Glauben. Gerade auch im Dialog miteinander und im gemeinsamen Gebet. Gemeinde ist die nächste Stufe, und durchaus wünschenswert, wenngleich nicht erforderlich. – Alles darüber hinaus aber könnte m.E. auch wegfallen. Klar, das erlaubte z.B. keine Beschäftigung Hauptamtlicher, wenn man nicht über die Gemeindeebene hinaus dächte. Ich sehe viele Herausforderungen. Stelle aber fest: Im Zweifel könnte ich mit Hauskreisen und (gern auch ökumenischen) Projekten gut leben. Weitere Ebenen halte ich für optional.
Deshalb ist es ja gerade nicht so, dass ich kein Bekenntnis hätte oder abgäbe, wenn ich befragt werde nach der Hoffnung, die in mir ist (1.Petr.3,15). Insofern bin ich keineswegs konfessionslos. Und ich kann begründet sagen, dass ich nicht dem lutherischen Bekenntnis angehöre, denn das enthält etwa im Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) einige ausdrückliche Täuferverwerfungen, und: Auch wenn ich selbst recht weit entfernt bin in meinem Sakramentsverständnis und manchem anderen von täuferischen Positionen, so gehe ich nicht so weit wie CA 5 oder CA 9. – Und ich bin froh, wenn mein Bekenntnis entschieden kürzer ist als die 1.380 Druckseiten der lutherischen Kirche in Deutschland, die ich immerhin einigermaßen gründlich gelesen habe (ja, auch den lateinischen Teil). Viel wichtiger ist, dass sich Gott zu mir bekennt. Denn erst dies ermöglicht mir, sein Angebot zur Versöhnung zu in Anspruch zu nehmen.
Im Kern reicht das IChThYS-Credo aus. Klar, dann bleibt viel Spielraum, aber der hilft, um zusammenzuhalten, was sich zwischen Thomaschristen, Jesus-Freaks, Orthodoxie und dem Rest so alles unter dem Begriff »Christentum« verortet.
Ich gehöre weiterhin dazu, und insofern bin und werde ich eben nicht konfessionslos.
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