(diesen Beitrag gibt es auch als Podcast – hier)

Warum ich unter diesem Etikett nicht mehr bereit bin zu predigen

Das Kon­zept und der Begriff sind mir schon lan­ge ein Gräu­el. Das liegt ein­mal in dem Begriff selbst begrün­det. Es geht nicht um die Beauf­tra­gung von Ehren­amt­li­chen (also Leu­ten, die unbe­zahlt arbei­ten) zur »frei­en Wort­ver­kün­di­gung«, nicht um eine Ordi­na­ti­on ins Ehren­amt, viel­mehr wird das vor-refor­ma­to­ri­sche Kon­zept zwei­er Stän­de fort­ge­schrie­ben. Dass es näm­lich einen Pries­ter­stand (Kle­rus) und einen Lai­en­stand gäbe. Laie kommt ja vom »Laos«, also dem grie­chi­schen »Volk« (hier Kir­chen­volk), über das kir­chen­la­tei­ni­sche »lai­cus«. Stets ist es ein gedank­lich-kon­zep­tio­nel­ler Bruch mit dem Modell des »all­ge­mei­nen Pries­ter­tums aller Gläubigen/Getauften«, das Luther proklamiert.

Das bedeu­tet nicht, dass alle pre­di­gen soll­ten oder müss­ten, das muss »rec­te« (also in geord­ne­ter Art und Wei­se) gere­gelt wer­den, klar. Eine Beauf­tra­gung ist sinn­voll, damit »frei­es Schwär­mer­tum« ver­mie­den wird. Aber: Laie ist dafür der völ­lig fal­sche Aus­druck – und: ein Aus­druck drückt ein Den­ken aus. Hier liegt der eigent­li­che Feh­ler im System.

Natür­lich kann ich die Begriffs­ge­schich­te in der metho­dis­ti­schen Kir­chen­ge­schich­te nach­zeich­nen, die ja aus der angli­ka­ni­schen Tra­di­ti­on her­kommt, in der eben gera­de kei­ne Lai­en pre­dig­ten und der Kle­rus noch fast katho­lisch ver­stan­den wur­de. Das macht es viel­leicht ver­ständ­li­cher aber nicht besser.

Der zwei­te Punkt ist, dass Lai­en­pre­di­ger qua Amt der Bezirks­kon­fe­renz ange­hö­ren, in der die Arbeit in den Gemein­den des Bezirks ver­ant­wort­lich gelei­tet wer­den soll. Ich emp­fin­de die­se »Zwangs­kopp­lung« als unglück­lich bis über­grif­fig. Das Tun auf dem Bezirk (und dar­über hin­aus) kann und will ich nicht ver­ant­wor­ten. Qua­si eine Mit­wir­kungs­pflicht (so habe ich es bis­her emp­fun­den) fin­de ich unan­ge­mes­sen und wür­de aufs Pre­di­gen gern ver­zich­ten, wenn ich dann die Mit­ver­ant­wor­tungs-/Mit­wir­kungs­pflicht los­wür­de. Lei­tung ist eines, Ver­kün­di­gung etwas Wesens­ver­schie­de­nes. – Dadurch, dass bei uns (EmK Bezirk Han­no­ver) statt Bezirks­kon­fe­ren­zen Bezirks­ver­samm­lun­gen statt­fin­den, wird das abge­mil­dert, aber nicht aufgehoben.

Kurz: Aus den genann­ten Grün­den gebe ich die Urkun­de als Lai­en­pre­di­ger und die Beauf­tra­gung hier­mit zurück. Wenn die EmK sich kon­zep­tio­nell bewegt, das Amt bzw. die Beauf­tra­gung umbe­nenn­te, könn­te ich neu drü­ber nach­den­ken, so aber fin­de ich das unangemessen.

Das Pre­di­gen in Gemein­de hal­te ich ohne­hin für über­be­wer­tet, zumal im Inter­net sehr viel grö­ße­re »Markt­trans­pa­renz« besteht, jede/r kann bei You­Tube predigen.

Mir geht es dar­um, das Den­ken in den Kate­go­rien von »Klerus/Pastoren« und »Lai­en« anzu­ge­hen, daher mei­ne Zei­chen­hand­lung einer offi­zi­el­len Rück­ga­be. Ich erwar­te nicht, dass das etwas bewirkt, aber: Es ist die Kir­che, die ihre Pre­digt orga­ni­sie­ren muss. Nicht ich, der ich mir etwas auf einen (kon­zep­tio­nell untrag­ba­ren) Sta­tus einbildete.

Lan­ge den­ke ich schon dar­an her­um. Und: Es geht mir nicht um Argu­men­te, dass viel­leicht auch mei­ne Stim­me gera­de feh­len könn­te. – Wenn das so wäre, so ist ein Auf­trag an die Kir­che: Sie muss sich dar­um küm­mern, dass die Ver­kün­di­gung läuft und wer da fehlt oder nicht fehlt. Wenn sie einen Rah­men schafft, in dem mei­ne Stim­me passt, dann wer­de ich die ein­brin­gen. Ansons­ten blie­be noch die voca­tio ad casum, eine fall­wei­se Beauf­tra­gung also, soll­te die Ev.-meth. Kir­che weder das Amt umkon­zi­pie­ren und umbe­nen­nen noch auf mei­ne Stim­me ver­zich­ten wollen.

Mit freund­li­chen Grüßen


Wenn wir auf das Aus­stel­lungs­da­tum der Urkun­de sehen, stellt sich die Fra­ge von Prä- oder Post-Mil­le­nia­ris­mus ganz neu.

Neben­bei: Das The­ma bewegt mich schon sehr viel län­ger, zumin­dest seit Früh­jahr 2019… Hier im Blog hat­te ich bereits im Okto­ber 2020 etwas dazu – hier.