Religiöse Psychose und Gotteserfahrung…
Dass Gläubige eher die Ausnahmen sind, das ist in der aufgeklärten Rationalität ein Faktum. Der Verdacht der Irrationalität ist gegenwärtig, wenn weltliche Menschen davon hören. Das wird meistens hingenommen. Die Grenze zur religiösen Psychose aber ist fließend.
Ein Freund aus alten Schülerbibelkreis-Zeiten ist heute Facharzt in diesem Bereich (Royal Psychiatric Society) im Vereinigten Königreich. So kann es gehen. — In der zweiten Hörspielfolge sorgt sich der Pastor Rolf, als er von seiner Frau hört, dass seine Mitarbeiterin im Gemeindevorstand Jesus zum Frühstück empfangen habe, um deren psychische Gesundheit. — Sofort fährt er mit seiner Frau hin, um gegebenenfalls den Arzt rufen zu können.
Was er dann aber bei Susanne, der Vorstandsfrau erlebt, das führt zu einem anderen Typus von Stressbewältigung bzw. Verdrängung: Er bittet um einen Schnaps.
Wenn wir die Grenzen dessen ausloten, was wir als geistliche Erfahrungen beschreiben bzw. wo wir die Grenze zur krankhaften Psychose für überschritten sehen, ist das auch eine Frage der Zeit in der wir leben. In Sprachen zu beten, das ist wahrscheinlich vielen noch akzeptabel. Wenn die geistliche Krankenheilung aber statt der ärztlichen Therapie betrieben wird, ist möglicherweise die Grenze des Akzeptablen überschritten.
Die Grenze ist vermutlich individuell unterschiedlich. Ich ermutige sehr, darüber nachzudenken, ob wir z.B. die Menschen der frühen Kirche heute nicht medizinisch an Betreuung überweisen lassen würden.
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